Marokko 2018 Teil 2
31. August - 20. Oktober 2018
Samstag 1. September 2018
Die
Nacht war recht kühl und ich freute mich bereits auf die lauen Nächte
in Marokko. Nach einem leckeren Frühstück setzte ich meine Reise
fort. In Frankreich besteht ja seit Neuestem auf der Route National
eine Geschwindigkeitsbegrenzung auf 80 km/h für alle Fahrzeuge. Schade
das es so etwas nicht in Deutschland gibt, man kann wirklich entspannt
reisen!
Meine nächste Übernachtung war in Millau geplant. Dort
waren wir schon einmal auf einem kleinen und schön gelegenen
Campingplatz kurz vor Millau. (Reisebericht 2015)
Der
Platz war nur mäßig besucht. Ich stellte mich zwischen andere
Wohnmobile und genehmigte mir eine Pizza im Camping-Restaurant.
Kaum
war ich zurück klopfte mein Platz-Nachbar an meine Tür und fragte mich ob
seine brennende Vorzeltleuchte in der Nacht störend sein könnte. Der
Hintergrund war das in der Nacht zuvor mehrere Wohnmobile aufgebrochen
und bestohlen worden sind (Geld, Handys etc.). Offensichtlich sind nur Fahrzeuge mit Standard-Fahrerhaus (Alkoven und Teilintegrierte) betroffen gewesen.
Mein
Nachbar war wohl noch etwas unerfahren. Er hatte weder eine
Türsicherung noch die Wertsachen im Fahrerhaus weggeräumt. Er hat sich
wohl auf dem Campingplatz sicher gefühlt. Auf jeden Fall war der Urlaub
für ihn vorbei. Spanien wurde gecancelt und es ging wieder nach Hause.
Wirklich schade!
Sonntag 2. September
Ich
muss zugeben das aufgrund der Ereignisse in der Nacht zuvor mein Schlaf
etwas unruhig war. Beruhigend war aber das ich ausschlafen konnte denn
ich musste nur noch 180km bis Sète hinter mich bringen.
Die
Autobahn A75 führt durch eine landschaftlich schöne Gegend mit
schroffen Gebirgszügen und grünen Tälern. Die sehr kurvige Strecke ist
gekennzeichnet durch starke Steigungen und ebensolchen Gefällstrecken.
Es wird auf jeden Fall nicht langweilig.
Am frühen Nachmittag
erreichte ich bereits die Gegend um Sète. Ich hatte mir zuvor im
Internet Autogastankstellen in der Region herausgesucht da ich ja noch
meine Tankflasche füllen wollte.
So steuerte ich eine Tankstelle bei Bouzigues an ( 43.448276, 3.643035
). Ich hatte es vermutet: es war Sonntag und die Tankstelle war
geschlosssen. Aber die Gastanksäule war vorhanden und gut anfahrbar.
Auf dem Weg zur Tankstelle kam ich an einer Selbstwaschanlage vorbei ( 43.430243, 3.608770
). Das war eine gute Gelegenheit das Womo von den vielen Insekten zu
befreien die ich auf den letzten 1300km eingesammelt hatte.
Am
Montag sollte meine Fähre von Sète nach Tanger Med ablegen. Ich
brauchte also noch einen Stellplatz für die Nacht. Zu Hause hatte ich
mir schon mehrere Möglichkeiten angesehen die mir aber alle nicht so
recht gefielen. Bei erneuter Recherche vor Ort entdeckte ich ganz in
der Nähe einen Camping Municipal den ich bisher übersehen hatte. Den
wollte ich mir anschauen. Er war klein und ein Wenig eng aber ruhig
gelegen. Dort blieb ich dann die Nacht. ( 43.445253, 3.615652 )
Schnell
hatte ich eine freie Parzelle gefunden die auch für meine portable
Sat-Schüssel Empfang bot. So konnte ich noch die Formel 1 Übertragung
des GP von Italien in Monza sehen.
Abends
gönnte ich mir ein Essen im Campingplatzrestaurant. Ich wurde angenehm
überrascht, es war preiswert und schmackhaft. Und der offene Rotwein
paßte auch!
( Also Bilder vom Essen wird es in diesem Reisebericht des Öfteren geben, das gehört einfach dazu)
Das Restaurant füllte sich und die Gäste schienen rundherum zufrieden zu sein.
Montag 3. September
Der
Campingplatz bietet auch einen Baguette Service. Dieser ist jedoch
nicht zu empfehlen, erstens zu spät und zweitens war das Baguette
ungenießbar. (Pappig und geschmacklos)
Ich machte noch einen
kleinen Spaziergang durch den in der Nähe liegenden Ort Loupian und
packte dann zusammen. Ich hatte ja noch viel Zeit. Die Fähre sollte ja
erst um 20Uhr ablegen.
Allerdings wurde ich von der Rezeption
freundlich darauf hingewiesen das ich den Platz bis 12Uhr zu räumen
hätte. Ganz schön streng!
Ich fuhr wieder zur Tankstelle die nun
geöffnet hatte. Tankflasche und Dieseltank wurden gefüllt. Eigentlich
wäre das Volltanken des Dieseltanks nicht notwendig gewesen denn die
nächste Tankmöglichkeit in Marokko ist nicht allzu weit vom Fährhafen
entfernt.
Der Preisunterschied beim Diesel zwischen Frankreich und
Marokko beträgt immerhin 50 Cent pro Liter.
Anschließend
fuhr ich zum Hafen. Eigentlich muss man nur den Schildern Gare Maritim
folgen. Wenn man das nicht macht wie ich, lernt man ein wenig von der
Gegend kennen. Schließlich habe ich dann doch den richtigen Ort
gefunden.
Sowohl in Sète und auch in Tanger ist eine bestimmte
Reihenfolge zu beachten: Erst fährt man mit seinem Fahrzeug auf den
Parkplatz (43.404064, 3.702592).
Hier bekommt man auf seine ausgedrucktes Ticket einen Stempel. Ohne den
Stempel geht gar nichts! Dann geht man zum Ticketbüro und bekommt dort
seine Boardkarten und den Zettel für den Reisepass.
Anschließend
hieß es warten. Auf dem folgenden Bild kann man hinter dem Kran die
Fähre Excellent erkennen. Man muss also von dem Parkplatz noch ein paar hundert
Meter fahren bevor man auf das Schiff gelangt.
Ich
vertrieb mir die Wartezeit mit Packen von Utensilien für die Überfahrt
(es gibt ja leider kein Camping on Board), Notizen anfertigen und den
Womo-Teppich in die Heckgarage räumen. Man muss davon ausgehen das bei
der Einreise der Zöllner im Womo herumstapft und dort seine Spuren
hinterläßt.
Auf dem Parkplatz warteten zahlreiche Pkw, rund
ein Dutzend voll beladene Transporter und drei Wohnmobile. Ich hatte
eigentlich mit mehr Womos gerechnet. Sollten wir doch zu früh in der
Jahreszeit sein?
Zweimal
kamen in Deutschland lebende Marokkaner vorbei und hielten ein
Schwätzchen mit mir. Einer lud mich direkt in sein Haus in Agadir ein. Sie sprachen gut deutsch.
Gegen
18:30Uhr kam endlich Bewegung in die wartenden Fahrzeuge. Es ging aber
nur langsam voran. Der Grund war die 2-malige Paßkontrolle. Und die
wurde sehr penibel durchgeführt!
Kurz vor 20:00Uhr gelangte ich
als einer der Letzten auf das Schiff. Ich beeilte mich in meine Kabine
zu gelangen um mein Gepäck los zu werden um anschließend noch ein Foto
vom Ablegemanöver zu machen.
Das
Wichtigste war geschafft! Ich befand mich an Board der Fähre und der
nächste feste Boden unter meinen Füssen gehört zu Marokko!
Der
überwiegende Teil der Fahrgäste waren Marokkaner. Es befanden sich auch
viele Familien darunter. Insgesamt ruhige und unauffällige Menschen.
Die
Kabine war ok.. Das Esssen im Selbstbedienungsrestaurant
ebenfalls. Es konnte passieren das durch hohen Andrang die Speisen auf
dem Tablett abkühlten. Dafür waren im Essbereich Mikrowellengeräte
aufgebaut um das Essen wieder zu erwärmen. Netter Service!
Von
der Reederei werden Essensgutscheine angeboten die man bei Buchung der
Fährpassage mitbestellen kann. Ich kann diese Vorgehensweise empfehlen
da die Barzahlung an Board deutlich teurer ist.
Das Schiff war
schnell erkundet und ich machte mir Gedanken wir ich den folgenden Tag
herum bekommen sollte. Es gibt allerdings ein Prozedere das fast den
ganzen Tag in Anspruch nehmen sollte: die Pass- und Zollkontrolle an
Board.
Für diesen Zweck werden auf der Bühne im großen
Veransstaltungssaal 2 Tische aufgebaut, einer für den Zollbeamten und
der andere für den Passbeamten. Dann stellt man sich erst in die
eine, und dann in die andere Schlange. Dann braucht man seinen Pass mit
dem Zettel und das (hoffentlich) zu Hause ausgedruckte Zollformular für
das Fahrzeug. Jeder Passagier an Board muss dadurch. Bei mir hat das
2,5 Stunden gedauert.
Damit war der Vormittag dann gelaufen. Den Nachmittag verbrachte ich mit Lesen, Herumlaufen und Daddeln auf dem Tablet.
Internet
gibt es auch an Board aber nur für viel Geld. Es kann aber sein
das, je nach Position des Schiffes, eine Handy Verbindung mit dem
Festland (Spanien) zustande kommt. Je weiter südlich man kommt umso
besser wird es.
Mittwoch 5. September
Nach der 2. Nacht an Board kam Marokko in Sicht. Im Morgengrauen passierten wir noch Gibralta.
Dann liefen wir in den Hafen Tanger Med ein.
Da
ich als einer der Letzten an Board gegangen bin war ich jetzt einer der
Ersten die das Schiff verließen. Das machte sich natürlich beim Zoll
bemerkbar. Die 4 Schlangen vor den Abfertigungshäuschen waren recht
kurz. Die eigentliche Zollkontrolle war auch in 20 Minuten erledigt.
Das ist prima gelaufen!
Wenn
man den Zollbereich verlassen hat bietet sich an ein paar kleinen Buden
die Möglichkeit Bargeld zu tauschen. Der Wechselkurs Euro -
Dirham beträgt ganz grob 1 zu 10. Grundsätzlich kann man in größeren
Orten auch Geld an Automaten erwerben. Dies ist aber aufgrund der
Gebühren teurer. Und man braucht immer Bargeld. Die
Möglichkeiten die Kreditkarte einzusetzten beschränken sich auf
das Tanken. Selbst der Campingplatz in Agadir, auf dem wir länger
verweilten, verlangte Bargeld bei der Abrechnung.
Endlich
war ich auf der Autobahn. Diese sind sehr gut ausgebaut. Ruhiger
Verkehr ermöglicht ein entspanntes Vorankommen. An den Mautstellen wird
in der Regel bar bezahlt. Die Gebühren sind im Vergleich zu Europa
relativ niedrig.
Wie oben beschrieben erwarb ich in Tanger
noch eine SIM Karte. Anschließend ging es wieder auf die
Autobahn. Ich kam gut voran und wählte für meine erste Übernachtung den
Camping in Kenitra. (34.256927, -6.567944)
Natürlich
schickte mich TomTom auf dem kürzesten Weg zum Campingplatz. So lernte
ich das erste Mal den wuseligen Verkehr in den größeren Städten kennen.
Kenitra hat immerhin 400,000 Einwohner. Es gibt eine Verkehrsregel: KFZ
mit 4 oder mehr Rädern halten an einer roten Ampel an. Der Rest ist
mehr eine Verständigungssache. Fußgänger betreten unvermittelt die
Fahrbahn, motorisierte Zweiräder schießen links und rechts an einem
vorbei, ich war heilfroh als ich endlich den ruhig gelegenen
Campingplatz erreichte. Erst viel später lernte ich mit dem Verkehr um
zugehen. Und wenn man es einmal kapiert hat und auch ein wenig die
Mentalität der Marokkaner kennen gelernt hat ist es eigentlich ganz
einfach.
Der Campingplatz ist mehr ein parzellierter Parkplatz.
Die sanitären Anlagen sind eher unterdurchschnittlich. Strom war
vorhanden und warme Duschen kosten extra. Eigentlich fährt man nur hier
hin wenn man die Stadt besichtigen will oder aber, und das ist
ungewöhnlich in Marokko, den kleinen Biergarten direkt neben dem
Campingplatz besuchen will. Richtig gelesen, hier wird Bier
ausgeschenkt!
Gut, das Bier stammt nicht vom Faß aber nach einer anstrengenden, weil konzentrierten Fahrt, schmeckt praktisch jedes Bier!
Da
es nur kleine Fläschchen waren habe ich diese gleich im Doppelpack
bestellt. Der Kellner hat übrigens eine eigene Methode den Überblick
über die bestellten Flaschen zu behalten. Er ließ einfach die leeren
Flaschen auf dem Tisch stehen. So stapelten sich bei einigen
marokkanischen Gästen haufenweise leere Bierflaschen auf dem Tisch!
Entsprechend angeheitert waren auch die Gäste.
"Manger?" (Essen)
fragte ich den Kellner. Er verstand mich sofort und antwortete "Oui,
Tajine?" So kam ich zu meiner erst Tajine, man könnte auch Römertopf
dazu sagen. In einem Tongefäß werden die unterschiedlichsten Speisen
gegart, gebrutzelt oder gedämpft.
Meine erste Tajine wirklich lecker!
Donnerstag 6. September
Heute
musste ich nur noch knapp 400 Kilometer hinter mich bringen um mein
nächstes Ziel, den Campingplatz Relais de Marrakesch zu erreichen. Da
ich Kenitra nach Süden verließ musste ich nicht mehr durch städtisches
Gebiet und war dementsprechend schnell auf der Autobahn.
Ich
fuhr gemütlich mit Tempo 90 auf gut ausgebauter Fahrbahn. Um Casablanca
herum war der Verkehr etwas dichter aber sonst waren nur wenig
Fahrzeuge unterwegs. Schließlich muss man auf der ganzen Stecke Maut
entrichten.
Am frühen Nachmittag erreichte ich bereits
Marrakesch. Nanu, was ist das denn? Es begann leicht zu tröpfeln! Damit
habe ich nun gar nicht gerechnet. Regen im Sommer in Marokko? Aber das
sollte uns leider noch häufiger passieren.
An einer den zahlreichen Tankstellen vor der Stadt füllte ich noch den Dieseltank.
Anschließend
machte ich mich noch mit der Route zum Campingplatz vertraut. Leider
habe ich auch TomTom vertraut denn dieses schickte mich auf dem
kürzesten Weg zu Campingplatz. Ich geriet auf eine ziemlich üble
Buckelpiste die zum Teil nur Schritttempo zu bewältigen war. Es waren
zwar nur 500 Meter aber ich hätte mir das gerne erspart. Der richtige
Weg zum Campingplatz führt am Hotel Palais El Miria vorbei und führt
über Asphalt. Nur das letzte Stück ist eine ebene Schotterpiste.
Aber schließlich habe ich es dann doch geschafft.
Der
Campingplatz war nur mäßig besucht. Ich hatte daher freie Platzwahl.
Ich gönnte mir noch ein Essen im Campingplatz Restaurant und freute
mich auf die morgige Ankunft meiner Frau auf dem Flughafen in
Marrakesch.