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Nord/Ostsee 2007 Teil 1
19.August - 1.September
Teil 2 |
Früher als wir noch einen VW-Bus
hatten war das Packen nach einer halben Stunde erledigt. Jetzt haben ich immer
den Eindruck als würden wir unser Womo für eine Polarexpedition vorbereiten.
Meine Bio-Navi, Logistikbeauftragte, Köchin und Entertainerin (immer ein und
die selbe Person) schleppte kiloweise Material ins Womo. Ich erwog als
Ausgleich das Reserverad zu Hause zu lassen, habe diesen Gedanken aber wieder
verworfen.
Trotzdem haben wir einiges wieder vergessen. Unter anderem den 2. (Aufbau)
Womoschlüssel. Dies ist insofern bedenklich da bei Verlust des einen
verbliebenen Schlüssels der Urlaub quasi vorbei ist. Wir nahmen uns vor
unterwegs einen Schlüssel nachmachen zu lassen. Dies sollte uns aber noch
einigen Stress bereiten.
Unsere Planung sah vor dass wir uns einige Surfreviere auf der Dänischen
Halbinsel Als und auf Rügen ansehen wollten. Wir suchen halt immer noch einen
Ersatz für unser früheres Revier am Campingplatz in Ringkobing am gleichnamigen
Fjord (siehe
Reisebericht Dänemark 2006).
Wir ließen es gemütlich angehen und planten als erstes Ziel den kleinen Ort
Fedderwardersiel am Jadebusen für die erste Übernachtung ein. Über die A3/A31
ist der kleine Hafenort hinter dem Deich von Köln aus in wenigen Stunden
erreicht. Hier mündet ein großer Siel (Entwässerungskanal) in die Wesermündung.
Ein aufwändiges Stauwerk reguliert hier automatisch den Abfluss des
Land-Wassers und schließt bei aufkommender Flut die Tore. Dadurch wird auch der
kleine Hafen vor Versandung geschützt. Der durchschnittliche Tidenhub beträgt
hier immerhin 3.7 Meter. In dem kleinen Hafen liegen einige Fischereischiffe
die allerlei Meeresfrüchte (vor allem Krabben) anschleppen. Für eine leckere
Mahlzeit ist somit gesorgt.
Bekannt ist Fedderwardersiel
auch als Wohnmobilhafen. Hier gibt es neben einem Campingplatz einen fast
kostenlosen Stellplatz (um einen freiwilligen Obolus wird gebeten). Allerdings
zeigt sich hier wieder der Nachteil von kostenlosen Stellplätzen in attraktiver
Lage. Viele Zeitgenossen nutzen dies hemmungslos aus und bleiben offenbar
wochenlang hier. So hatten sich zumindest einige Womofahrer auf dem Platz
eingenistet. Dies ist nicht der Sinn von Stellplätzen.
Wir leisteten uns ein Fischmahl in einem Restaurant hinter dem Deich und nahmen
erfreut die Vorzüge des Rauchverbots in Restaurants zu Kenntnis. Hier war es im
Gegensatz zu NRW bereits umgesetzt.
Am anderen Morgen ging es bei
strahlendem Sonnenschein weiter Richtung Norden. Bevor wir bei Glückstadt auf
die Elbfähre gingen besuchten wir noch 2 kleine touristische
"Highlights": das Schloss in Bad Bederkesa und die Schwebefähre in
dem kleinen Ort Osten.
Bad Bederkesa sollte man nicht einfach auf der Umgehungsstraße passieren
sondern dem kleinen Schloss und dem dabei liegenden See und Kanal mit Hafen
einen Besuch abstatten.
Osten besitzt als Attraktion eine funktionsfähige Schwebefähre über die früher die Hauptverbindungsstraße führte. Die Schwebefähre wurde ca. 1900 errichtet. Mittlerweile übernimmt eine Brücke in ca. 200 Meter Entfernung den Durchgangsverkehr. Der Ort ist fein hergerichtet und hat auch einen kleinen Wohnmobilstellplatz.
An der Elbfähre in Wischhafen
war Hochbetrieb. Obwohl alle Fähren im Einsatz waren mussten wir über eine
Stunde warten. Aber das Wetter war schön und man kann sich prima die Beine
vertreten.
Unser nächstes Ziel war Husum. Hier gibt es einen Dethleffs-Händler bei dem wir
unser Glück versuchen wollten was den vergessenen Zweitschlüssel anbelangte.
Unterwegs hatten wir bereits bei einem Schlüsseldienst nachgefragt, aber man
hatte nicht den erforderlichen Rohling. Leider konnte uns der Händler auch
nicht weiterhelfen und so ließen wir uns auf dem Stellplatz am Husumer Hafen
nieder.
Die Sache mit dem Schlüssel ist nämlich die: Wenn der eine den wir noch haben
verloren geht ist der Urlaub vorbei. Man kommt nicht mehr an die Staufächer
insbesondere an das Gasflaschenfach, heran. Die Staufächer lassen sich nur mit
diesem Schlüssel öffnen. Das hat Vor- und Nachteile: wenn zu dann richtig zu,
Nachteil siehe oben.
Am besten bringt man einen Ersatzschlüssel irgendwo außen am Womo versteckt und
verliersicher an. Nach dem Urlaub werde ich das in Angriff nehmen.
Der Stellplatz am Husumer Hafen ist alles andere als gemütlich. Direkt an einer
alten Lagerhalle gelegen ist dieses geschotterte Stück Land nur eins, nämlich
ein Stellplatz für ein oder zwei Nächte. Aber es gibt hier auch kostenpflichtig
Strom, Ver- und Entsorgung und einfache, aber saubere Sanitäranlagen inklusive
Duschen. Bezahlt wird in einem 500 Meter entfernt liegenden Restaurant in dem
man sehr gut Fisch essen kann, was wir dann auch getan haben.
Die weitere Planung sah vor dass wir uns auf der Dänischen Halbinsel Als, nordöstlich von Flensburg nach Windsurfmöglichkeiten umsehen wollten. In Google Earth hatte ich nach direkt am Meer oder Fjord liegenden Campingplätzen gesucht. Auf Als gibt es 2 davon die eventuell für uns in Betracht kommen.
Unterwegs machten wir Halt in
Flensburg um den Tank unseres Duc noch einmal zu füllen. Neben der Tankstelle
im Industriegebiet Förde-West sahen wir eine Menge Womos. Sie gehören zu einem
örtlichen Womoclub. Da wir die Hoffnung noch nicht aufgegeben hatten einen
Zweitschlüssel zu erstehen, fragten wir dort nach einem Schlüsseldienst. Und
siehe da, man verwies uns an einen Händler im nahe gelegen Supermarkt.
"Der macht alle unsere Schlüssel nach" versicherte man uns. Prima,
nichts wie hin. Der Mitarbeiter dort begann auch sofort mit seiner Arbeit,
griff einen Rohling und schaltete die Schleifmaschine an. Nach einigen
Augenblicken hielt er mit dem Schleifen inne, sah mich etwas entgeistert an und
meinte: "Passt nicht, ich habe nicht den richtigen Rohling." Er gab
mir meinen Schlüssel wieder und warf sein missratenes Werk in den Abfalleimer.
Ich wollte es nicht glauben.
"Gibt es denn hier in der Nähe noch einen anderen Schlüsseldienst?"
Ja, ein großes Spezialgeschäft ganz in der Nähe würde uns bestimmt helfen
können. Das Geschäft war auch in der Nähe und schnell gefunden. Es handelt mit
Schlössern aller Art und war auch recht groß. Etwas zögerlich betrat ich den
Laden und hielt dem Verkäufer meinen Schlüssel vors Gesicht:" Können Sie
den nachmachen?"
"Klar können wir das, das ist ein Womoschlüssel! Aber wir haben die
letzten beiden Schlüssel heute Morgen verkauft!"
Nun gaben wir die Suche endgültig auf.
Wir brachen auf in Richtung Als. Leider trübte es sich immer mehr ein und es
begann zu regnen und zu stürmen. Zunächst machten wir eine kleine Rundreise. Da
wir nur auf Nebenstrecken unterwegs waren und diese auch häufig von allerlei
landwirtschaftlichen Gefährten benutzt wurden saute sich unser Womo nach und
nach mit dem auf der Strasse verteilten Erdkrumen (auch Bauernglatteis
genannt), ein. Der Regen, der Wind, der Dreck: die an und für sich schöne
Landschaft hatte nur eine geringe Chance unsere beginnende mentale Eintrübung
zu verhindern.
Bei schönem Wetter ist Als bestimmt eine prima Urlaubsinsel aber so....
Nach einigem Herumfahren fuhren wir den ersten Campingplatz im Norden der Insel
an. Hierbei kam allerdings der Nachteil zum Tragen wenn man sich zu sehr auf
TomTom (Navigationsgerät) verlässt. Es hat uns nämlich auf dem kürzesten Weg
dorthin geführt und somit lernten wir auch einige typisch Dänische Feldwege
kennen. Müßig zu beschreiben in welchem Zustand sich diese nach dem Dauerregen
befanden. "Was regst Du Dich so auf?" meinte meine Bio-Navi,
"wenn es regnet werden Autos nun mal dreckig!" Sie hat gut Reden, war
sie doch nicht für die Außenreinigung des Womos zuständig.
Der Campingplatz ist recht groß und machte einen gepflegten Eindruck. Was man
auf Google Earth allerdings nicht sehen konnte: Er liegt an einer Steilküste
und im Wasser waren jede Menge Felsen auszumachen. War also nichts!
Auf zum nächsten Platz!
Dieser liegt direkt ebenerdig
hinter einem Sandstrand und schien gute Vorrausetzungen zu haben. Was uns
allerdings verunsicherte war die Tatsache dass es auf dem nur zu 30% belegten
Campingplatz nicht einen Surfer gab den wir bezüglich des Reviers befragen
konnten. Da ich keinen Bock auf Surftechnische Pionierarbeit hatte und das
Wetter alles andere als sommerlich war, beschlossen wir nach Rügen
aufzubrechen. "Im Osten ist das Wetter bestimmt besser" versuchten
wir uns Mut zu machen.
Doch zunächst galt es einen Platz für die Nacht zu finden. Der Campingplatz
schied aus da wir vorher durch das kleine Städtchen Nordborg gekommen waren
welches wir uns noch näher ansehen wollten. Wir hatten im Vorbeifahren an einem
See ein Schloss-artiges Gebäude entdeckt welches wir näher besichtigen wollten.
Es stellte sich als Überbleibsel einer Burganlage aus dem 12. Jahrhundert
heraus in dem heute ein Internat beheimatet ist. Das eigentliche Schloss
existiert nicht mehr. Trotzdem wer hier in der Gegend ist sollte ruhig einen
Abstecher dorthin machen. Der Ort ist schön hergerichtet. Allerdings weisen die
zahlreichen leerstehenden Ladenlokale in der Einkaufsmeile auf ein offensichtlich
strukturelles Problem hin. Die Kaufkraft scheint zu fehlen. Vielleicht liegt es
am ausbleibenden Tourismus. Die Campingplätze waren auf jeden Fall nur sehr
spärlich belegt. Auf dem großen Parkplatz unterhalb des Schlosses verbrachten
wir dann eine ruhige Nacht.
Auf dem abendlichen
Spaziergang erkundeten wir noch die Einkaufsmöglichkeiten bezüglich
Frühstücksbrötchen. Wir hätten uns das aber sparen können den es fiel uns
später ein dass wir es versäumt hatten Euro gegen Kronen zu tauschen. Auch
diese Tatsache macht Dänemark als Urlaubsland ein wenig unattraktiver da der
urlaubsreife europäische Tourist sich nicht auch noch mit Wechselkursen
herumplagen will.
Auf Rügen wollten wir uns den Campingplatz Suhrendorf ansehen der direkt am
Wasser gelegen Surfmöglichkeiten nach unserm Geschmack bieten sollte. Doch
zunächst mussten wir noch ein paar Kilometer zurücklegen. Unterwegs stoppten
wir noch am Ehrendenkmal für die U-Boot Fahrer des 2. Weltkriegs in Laboe bei
Kiel. Hier wollte ich noch einmal das Museums-U-Boot besichtigen welches ich
bereits vor über 40 Jahren mit meinen Eltern besucht hatte. Seit dem Film
"Das Boot" kann man sich die Verhältnisse mit denen die Seeleute
zurechtkommen mussten besser vorstellen.
Ein Teil des Besucherparkplatzes ist übrigens als offizieller,
kostenpflichtiger Womostellplatz inklusive VE-Station ausgewiesen.
Nach der kurzen Stippvisite
setzten wir unsere Reise über die mittlerweile durchgehende Ostseeautobahn
fort. Das Wetter war wieder schlechter geworden und bei Rostock gerieten wir in
ein heftiges Unwetter. Wir mussten tanken und es war für mich das erste Mal
dass ich zum Tanken mein komplettes Regenoutfit anlegen musste. Trotz großzügiger
Tankstellenüberdachung wurde man durch den waagerecht fliegenden Regen nass.
Die neue Brücke über den Straelesund nach Rügen stand kurz vor der Vollendung
aber halt nur kurz vor und nicht nach, sodass wir noch vor der alten
Klappbrücke im Stau stehen mussten.
TomTom führte uns zu einem kleinen Stellplatz an einem Naturhafen bei Gustow.
Wir wären auch geblieben aber nur fürs Parken ohne VE-Möglichkeit abseits der
Zivilisation 8 Euro zu entrichten, das war uns nun doch zuviel, zumal die
Gebühr beim Hafenmeister entrichtet werden sollte der erst einmal gefunden
werden wollte. Keine leichte Aufgabe, da das nächste Gebäude erst in größerer
Entfernung auszumachen war. Schade eigentlich!
Nächste Möglichkeit die uns TomTom anbot war Lauterbach bei Putbus. Auf dem Weg
dorthin fährt man über Alleenstraßen. Sie sind nicht ganz ungefährlich da
schmal und mit tiefhängenden Ästen versehen. Aufpassen muss man vor allem bei
Ortsdurchfahrten bei denen sich der zuvor glatte Asphalt plötzlich in eine
rumpelige Kopfsteinpflasterpiste ändert welche das Womo ordentlich
durchschüttelt. Anderseits sind diese Straßenbeläge aber ein hervorragendes
Mittel gegen notorische Raser.
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