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Sardinien  2007  Teil 3

22.Mai - 17.Juni
Gefahrene Kilometer: 3955, davon auf der Insel 2020

 

 

Am Morgen ging es weiter nach Süden. In Muravera meldete sich die Reservekontrollleuchte. Es war natürlich Mittagszeit, denn wir sind immer die letzten die von einem Stellplatz am Morgen losfahren. Wir wissen nicht was wir falsch machen. Wir gehen früh ins Bett, schlafen aus (was macht man auch anderes im Urlaub) Frühstücken in Ruhe und fahren ab (wie gesagt als letzte). Stellen sich andere Leute im Urlaub einen Wecker?
Na ja, auf jeden Fall war als unser Duc Sprit haben wollte alles geschlossen inklusive der Tankstellen. Wir sind dann noch für die Siesta zum nahe gelegenen Torre de Saline gefahren und am frühen Nachtmittag zurück nach Muravera zu einer Tankstelle. Die war immer noch nicht besetzt. Wie wir so warteten kam ein anderer Verkehrsteilnehmer und tankte. Wir dachten erst er benutzt eine Kreditkarte (wir hatten es erst gar nicht versucht da wir in Frankreich die Feststellung gemacht hatten das unser Karten im Ausland nicht akzeptiert wurden und eh auch noch Auslandsgebühren fällig werden).
Nein, der Zeitgenosse bezahlte mit Scheinen. Eine Zapfsäule in die man Geldscheine stecken konnte! Mag ja sein dass wir die Letzten sind die diese Erfahrung gemacht haben, uns war es auf jeden Fall neu.


                            
 

 

Das Womo war fix betankt und weiter ging es zur Costa Rei. Der zugehörige, vollsynthetische Ferienort heißt Monte Nai. Was ich auch schon über die Costa Smeralda geschrieben habe gilt hier auch. Keine Hochhäuser aber trotzdem starke, landesübliche Bebauung. Dies lässt sich auch angesichts der tollen Strände hier kaum vermeiden. Es wird überall gebaut und irgendwann wird man wohl Platzkarten für die Strände ausgeben müssen. Obwohl noch Vorsaison, war schon reichlich Leben in dem Ort. Nach Einkauf im Supermarkt (südlich von Monte Nai, direkt an der Umgehungsstraße mit großer Auswahl an Fisch und Frischfleisch! Empfehlenswert!) begaben wir uns auf die Suche nach einem Strandparkplatz auf dem man auch übernachten kann. Dies sollte laut Peter Höh Reiseführer problemlos im nördlichen Teil der Costa Rei möglich sein . Wir fanden auch die von ihm beschriebene Teerstraße die zum Strand führte. Diese ist aber mittlerweile für den Verkehr gesperrt. Lustigerweise mit einem Einbahnstraßenschild obwohl man von der anderen Seite gar nicht hereinfahren kann.
Wir sahen aus der Ferne ein paar Womos am Strand stehen, konnten allerdings keine Zufahrt finden. Der einzige Weg der dort hin führte war unserer Meinung nach nur mit einem Geländewagen befahrbar. Wir sind später mit den Fahrrädern den Weg gefahren, es war die einzige Zufahrt zu dem wilden Womostellplatz! Wer das seinem Mobil zumutet ist entweder mit einem Leihfahrzeug unterwegs oder wechselt jedes Jahr sein Gefährt. Wir haben darauf Fall verzichtet.


 
     
 


 

Der Tag neigte sich dem Abend zu und wir wurden quengelig. Ok, wir gehen auf eine Campingplatz!
Erster Versuch war der Platz am südlichen Ende von Monte Nai direkt am Ortseingang. Typisch deutsch haben wir das Mobil vor dem Platz stehen gelassen und uns bei der Rezeption eine Karte besorgt und den Platz erkundet. Die Italiener machen das ja ganz anders. Die fahren erst einmal mit ihrem Womo kreuz und quer über den Campingplatz und erst wenn sie die passende Stelle gefunden haben steigen sie aus.
Dieser Campingplatz hat neben der Ortsnähe auch den Vorteil dass er direkt am Strand liegt. Ansonsten haben wir festgestellt dass der Platz mehr etwas für Menschen mit angeborener Kontaktschwäche ist. Diese können nämlich ihr Leiden in kürzester Zeit kurieren. Was für eine Enge! Die Frage: "Was gibt es denn bei Euch heute Abend zu Essen" erübrigt sich, man kann eh in den Kochtopf des Nachbarn gucken. Wir wurden immer stiller und die Stimmung sank auf den Nullpunkt. Dann sind wir nur noch geflüchtet!
Zweiter Versuch: Camping Le Dune, ca. 2 km nördlich außerhalb von Monte Nai. Rezeption, kleiner Supermarkt, Riestorante, Tennisplatz und Pool, sah nicht schlecht aus. Dann sah man viele kleine Mobilferienheime (wir blieben skeptisch!) und zu Schluss landeten wir auf einer grünen Wiese halb so groß wie ein Fußballfeld. Von da aus waren es dann noch 150 m bis zu Strand. Auf dem Platz standen vielleicht 5 bis 8 Womos. Hier bleiben wir mindesten 2 bis 3 Tage. Es wurden 10. Es gibt eine Kaltwasserdusche am Strandzugang zum Abduschen nach dem Baden (herrlich!) und die Warmwasserduschen im Sanitärbereich funktionieren ohne Marken!
Bezahlt haben wir mit ADAC Rabatt (50%) 10 € pro Tag! Wer will da noch freistehen! Der Badeurlaub konnte beginnen!


 
     
 
     
 

 
 

Wir erkundeten die Gegend diesmal mitFahrrädern. Es war zwar recht Schweiss-treibend, hat sich aber gelohnt. Neben einer Open-Air Kapelle haben wir noch schöne Buchten, Picknick- und Grillplätze im nördlichen Teil der Bucht Richtung Capo Ferrato entdeckt. Lohnenswert ist auch eine Fahrt über den einen kleinen Pass (Schotterstraße! Nix für Womos!) über den man in die folgende Bucht gelangt. Auf dem Pass kann man bei gutem Wetter bis Porto Corallo sehen.


 
     
 
     
 

 
 

Wir hatten unsere perfekte Urlaubsruhe bis, ja bis das Wochenende kam. Es begann Freitagabend. Ein italienisches Womo nach dem andern rollte an. Wagenburgen wurden gebaut, Stromkabel gezogen und Wäscheleinen gespannt. Und das ganze natürlich mit südländischem Temperament. Die Mamas haben lautstark Kommandos gegeben und die Männer haben diese natürlich ignoriert. Interessant wurde es immer wenn es um die Hilfe beim Einparken ging. Dann standen die Mamas mit wild fuchtelnden Armen hinter dem Mobil und zwar dort wo der Fahrer sie garantiert nicht sehen konnte!
Wir sahen uns schon bei der Abreise! Meine besorgte Anfrage beim sehr freundlichen und Deutsch-Sprechenden Supermarktbetreiber wurde beruhigt: Sonntagabend sind alle wieder weg, alles Wochenendbesucher aus Cagliari! Na hoffentlich! Trotzdem waren unsere Nerven doch etwas angespannt. Ein deutscher Womokapitän entrüstete sich. Wie kann man nur auf dem Campingplatz eine Wagenburg bauen? Ich entgegnete: Deutsche können das auch sehr gut. Man muss nur einmal am Wochenende im Führjahr zum Browersdamm in Holland fahren1 Da ist das hier harmlos gegen!
Der Samstag war dann auch recht geräuschvoll, aber immer noch nichts gegen den Sonntag. Hier fand wohl eine Geburtstagsfeier statt dessen krönender Abschluss ein Karaoke Wettbewerb war. War das Gesinge von den Familien Tenören noch leidlich erträglich so wurde das nicht verstummen wollende Gequäke von den verhinderten Teenie Poppstars zur echten Geduldsprobe. Sogar einige Italiener gaben ihrem Missfallen Ausdruck.
Am Sonntagnachmittag verließen die ersten Italienischen Womos den Platz. Abends gab es Formel1 (Grand Prix von Kanada). Da unsere Satschüssel auf Grund eines Kurzschlusses nicht betriebsbereit war, gingen wir zum Rennen in die Cafeteria neben dem Riestorante und schauten das spannende Rennen auf einer Großbildleinwand. Als wir anschließend zum Womo zurückkamen war der Platz wieder wie leergefegt. Der Shopbesitzer hatte rechtgehabt!

Übrigens Formel1 Fans in Italien sind zu beneiden. Da werden die Rennen von RAI UNO übertragen und sind nahezu frei von Werbung!

Es trat wieder himmlische Ruhe ein. Gammeln baden, baden gammeln. Die einzige Aufregung am Strand waren vereinzelt Quallen (große, hellblaue). Da aber ein Badegast eine Qualle mit nackten Händen aus dem Wasser holte waren diese wohl nicht allzu gefährlich.
An einem Tag wehte der Wind kräftig. Als ich aber endlich mein Surf-Material aufgebaut am Strand hatte war der Wind weg! Surfer-Schicksal!

Irgendwann juckte uns wieder das Reisefieber und wir brachen auf.
Zunächst ging es an der Küste entlang nach Süden und dann Richtung Cagliari. Die Küste hier zu beschreiben ist müßig. Hinfahren und selber gucken. Steilküste, Badebuchten, wunderschöne Sandstrände in allen Farben. Allerdings auch touristisch sehr erschlossen (äh, sind wir nicht selber Touristen?!).


 
     
 
 
 

Das mit dem Badeurlaub hatten wir abgeschlossen, es stand wieder Kultur auf dem Programm, die Königsnuraghe Su Nuraxi bei Barumini. Diese gehört zum Weltkulturerbe der UNESCO. Von der Südküste aus ist Barumini in knapp 2 Stunden erreichbar.


 
     
 

 

Die Nuraghe war unserer Meinung nach jedoch nicht die Attraktion sondern die Landschaft. Täler, kegelförmige Hügel und Tafelberge alles in saftigen Grün, wechselten einander ab. Nach der geführten Besichtigung von Su Nuraxi fuhren wir dann auf die Hochebene Giara de Gesturi. 5km hinter Barumini liegt der kleine Ort Tuili von dem aus sich ein schmales und steiles Sträßchen in Serpentinen den Berg hinauf windet. Das Sträßchen ist aber auch für große Mobile problemlos befahrbar.
Oben befindet sich an einer Rangerstation, dem Eingang zum hier befindlichen Naturpark, ein kleiner Parkplatz auf dem es sich prima übernachten lässt. Der Blick von hier oben ist überwältigend. Wir genossen den Sonnenuntergang und hatten eine ruhige Nacht. Mit einbrechender Dämmerung erhielten wir noch Besuch von den ständigen Bewohnern der Hochebene: Wildpferde. In der Nähe der Rangerstation gibt es einen Futterplatz den die scheuen Pferde wohl nur in der Nacht aufsuchen.


 
                       
 

 

Nach gemütlichem Frühstück am andern Morgen brachen wir zu einem lohnenswerten Rundgang über die Hochebene auf. Neben den erwähnten Wildpferden, die nun an einem natürlichen See grasten, fiel man natürlich (wie konnte es auch anders sein) an allen Ecken über Spuren aus der Nuragherzeit eingebettet in zum Teil dichte Korkeichenwälder. Bei solchen Wanderungen ist es sehr wichtig dass man allein geht weil die Stille die Wirkung der Landschaft sehr intensiviert. Als wir zurückkamen war gerade ein Hotelbus (richtig: ein großer Reisebus der zur Hälfte aus Sitzplätzen und zur andern hälfte aus Betten bestand) angekommen. Die über große Entfernung und damit lautstark geführte Kommunikation dieser süddeutschen Reisegruppe beeinträchtigte stark die Faszination die von diesem Ort ausging. Schade!


 
          
 

Eine weitere "Attraktion" zwischen Barumini und Tuili stand noch auf dem Programm: Sardinien in Miniaturausgabe! Eine etwas kitschige Nachbildung der Mittelmeerinsel ca. 15 x 50 Meter groß. Obwohl in seriösen Reiseführern davor "gewarnt" wird haben wir es uns trotzdem angetan und haben die 7 € Eintritt nicht bereut. Das mit dem Kitsch stimmt zwar, aber wir haben doch noch einige Ziele auf der Insel ausgemacht die wir uns für unseren nächsten Trip vorgenommen haben. Neben der Miniinsel war auch noch eine interessante 1 zu 1 Nachbildung einer Nuragher-Siedlung zu sehen.


 
                                    
 

 
 

Ein weiteres Kultur-Highlight stand noch auf dem Programm: das Brunnenheiligtum von Santa Vittoria bei Serri. Unser TomTom führte uns dicht bis an das Ziel heran bis auf den kleinen Schönheitsfehler das der Brunnen ca. 100 Meter über uns lag. Die Zufahrt zum Heiligtum führt über Serri! Nach Besichtigung des Brunnens kam die Frage: Wo übernachten wir? Theoretisch hätte man auf dem Parkplatz an der Ausstellung nächtigen können. Aber hier war eine Feier in dem kleinen Riestorante geplant und wir fürchteten um unsere Nachtruhe. Kurzerhand sind wir zurück nach Barumini zu dem bei Su Nuraxi (400 Meter entfernt) liegenden gleichnamigen Restaurant gefahren auf dessen Parkplatz man auch übernachten kann. Das Essen dort kann man empfehlen.


 
     

 

 

Insgesamt ist diese Gegend einen Besuch wert und wir werden auf jeden Fall hier noch einmal hinfahren, vielleicht auch bei besserem Wetter. Wir hatten hier die ganze Zeit drückende Schwüle bei einem sehr starken Südwestwind.


 

Der Tag der Abreise war gekommen. Auf der Rückfahrt über die Autobahn haben wir in Ghilarza, welches direkt an der Autobahn liegt noch einmal kostenlos entsorgt und sind dann zügig nach Olbia gelangt. Im Hafen war ziemlich Rushhour doch die Fähre legte pünktlich ab.


 
                        
 

Die Ankunft um 7 Uhr war ebenfalls pünktlich und an dem verkehrsarmen Sonntagmorgen gelangten wir zügig an Mailand vorbei und über den Gotthard.
Frühstück/Mittagspause dann am Vierwaldstädter See.


 
           
       
 

Nach einer Stunde ging's weiter. Kein Stau bei Strassburg und um 19 Uhr waren wir zu Hause in Köln.
Wir haben 12 Stunden gebraucht aber wir müssen ehrlicherweise zugestehen das die Fahrerei zum Schluss doch recht anstrengend wurde. Vor allen Dingen meine BioNavi wusste zum Schluss nicht mehr wie sie sitzen und was sie mit sich anfangen sollte. Richtig nervig wurde es auf der A61 die sich vor dem Dreieck Nahetal in einem mittlerweile sehr schlechten Zustand befindet. Es wird zwar gebaut aber das kann noch länger dauern.


 
 

Fazit:

Der Urlaub war mal wieder sehr abwechselungsreich und hier und da auch etwas stressig woran das Wetter nicht ganz unschuldig war. Eine längere Pause, wie wir sie gemacht haben, ist auf jeden Fall empfehlenswert.
Die Ostküste bietet wunderbare Strände aber auch entsprechend viel Tourismus bereits in der Vorsaison. Es ist auf jeden Fall sehr lebhaft. Dies ist vielleicht auch ein Grund dafür das uns der Verkehr wesentlich hektischer vorgekommen ist als im letzten Jahr. Tatsache ist, dass wir eine Kollision mit einem uns in einer Rechtskurve entgegenkommenden Geländewagen hatten bei dem ein Außenspiegelglas zu Bruch ging. Der Kerl raste auf unserer Spur auf uns zu und wich erst im letzten Augenblick aus. Es knallte und er war verschwunden. Einen Tag später konnte ich eine weitere Kollision nur durch eine Vollbremsung verhindern. Das Verkehrsverhalten der Italiener ist mir diesmal sehr negativ aufgefallen. Vor allen das Ignorieren jeglicher Fahrbahnmarkierungen ist bemerkenswert. Wir sind danach sehr vorsichtig weiter gefahren und es ist auch weiter nichts passiert. Wir sind davon überzeugt dass die Italiener nicht aggressiver fahren als andere, sie scheinen nur wesentlich sorgloser zu sein. Auf einer engen Passstrasse kam uns einmal ein 30-Tonner Sattelschlepper entgegen. Der Fahrer fuhr einhändig, ging auch nicht anders denn in der andern Hand hielt er sein Handy!
Trotzdem wir kommen wieder! Viele Ziele an der Westküste haben wir noch nicht gesehen und man kann locker noch einen weiteren, mehrwöchigen Urlaub ausfüllen.







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