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Bei dem Thema
Wohnmobil-Reifen bin ich ganz sensibel. Ein Reifenschaden kann hier fatale
Folgen haben. Bei schneller Fahrt, und die Wohnmobile sind im Lauf der Zeit
immer schneller geworden, besteht bei einem Reifenplatzer Gefahr für Leib und
Leben. Ein durch einen Reifenschaden ins Schleudern gekommenes, schweres
Wohnmobil wieder unter Kontrolle zu bringen gelingt nicht jedem vor allem weil
es sich plötzlich und unerwartet ereignet. Des Weiteren kann ein geplatzter
Reifen am Womoaufbau schwere Schäden verursachen die eine teure Reparatur nach
sich ziehen und in der Regel das Ende des Urlaubs bedeuten.
Ich rede hier nicht von einem Nagel in der Lauffläche des Reifens der zu
Luftverlust führt. Diesen Schaden kann man fast immer rechtzeitig bemerken da
die Luft nicht schlagartig entweicht. Ich rede hier vom Platzen des Reifens
durch Überlastung.
Mir ist es Gott sei Dank bisher nicht selbst passiert. Aber es gibt Berichte
darüber im Internet und einem Verwandtem von mir sind auf einer Urlaubsfahrt
beide Hinterreifen geplatzt. Seitdem überlegt er sich ein Mobil mit Zwillings,
bzw. Tandemachse zulegen soll. Dies hilft aber nicht wirklich. Denn wenn ich
nicht bemerke dass ein Reifen von den Zwillingsreifen defekt ist habe ich
nichts gekonnt.
Warum kommt es denn immer noch zu Reifenplatzern?
Es liegt in erster Linie an dem größten Unsicherheitsfaktor, nämlich dem
Menschen.
Die Reifenhersteller haben die Problematik längst erkannt dass bei der Wohnmobil-Bereifung
von einer besondere Beanspruchung auszugehen ist die es bei einem
konventionellen Transporter so nicht gibt. Daher gibt es seit einiger Zeit
spezielle Reifen für Womos und Caravans die den Einsatzbedingungen gerecht
werden sollen. Aber auch diese Reifen werden nach Vorgaben entwickelt die
voraussetzen, dass der Womo-Fahrer sich "richtig" verhält.
Ich möchte hier jetzt nicht einen Vortrag über die Technik von Reifen,
Load-Index (Tragfähigkeit der Reifen), Beschriftung auf den Reifenflanken etc
halten weil es im Netz genügend Seiten gibt die sich mit der Erklärung
derselben beschäftigen. Ich möchte hier ein paar Tipps geben bei deren
Beachtung ich davon ausgehe dass sich Reifenschäden vermeiden lassen. Ich gehe
davon aus dass auf Ihrem Mobil Reifen montiert sind die genug Tragfähigkeit
bezogen auf die maximalen Achslasten aufweisen.
Machen wir uns nichts vor. Wenn man mit dem Womo unterwegs ist nimmt man ein
Stück Heimat mit. Das fängt mit Bekleidung an geht über Spielsachen,
Campingstühle und Fahrräder und hört bei Satanlage, Fernseher und DVD Player
noch lange nicht auf. Damit der Elektronikkram auch noch funktioniert hat man
natürlich das Dach mit Photovoltaik (Solar) voll gepflastert und
sicherheitshalber eine 2. Aufbaubatterie eingebaut. Ach so, die praktischen
kleinen Motorroller gibt es ja mittlerweile im Supermarkt um die Ecke
nachgeworfen. Irgendwie bekommt man das Teil ja auch noch untergebracht. Manche
Zeitgenossen fahren in Urlaub, da bleiben nur die Möbel zu Hause.
Daher der erste und wichtigste Tipp:
Stellt eure Landjacht auf die auf die Waage! Aber nicht so wie Ihr sie gekauft
habt sondern so als wenn Ihr morgen in Urlauf fahrt. Also voll getankt, mit
allem Gepäck und der gesamten Familie. Natürlich den gefüllten Frischwassertank
und die Lebensmittel für 4 Wochen nicht vergessen!
Wo bekommt man jetzt eine Wage her. Das ist meist leichter als man annimmt.
Meistens gibt es an Groß- und Raiffeisenmärkten oder auch Baustoffhandel große
LKW Waagen die zwar nicht besonders genau sind aber für unseren Zweck
vollkommen ausreichen. Wenn man keine Wiegebescheinigung haben will reicht
meist ein Fünfer für die Kaffeekasse und der verantwortliche Mitarbeiter nimmt
die Wiegung vor. Einmal mit der Hinterachse und dann mit der Vorderachse auf die
Waage, die ermittelten Gewichte aufschreiben und schon ist man fertig!
Nun schaut man noch in der Betriebsanleitung vom Basisfahrzeug oder vom
Aufbauhersteller nach den zulässigen Achslasten und dann weis man woran man
ist.
Kritisch ist immer die Hinterachslast zu betrachten! Das liegt daran dass in
der Regel die maximale Vorderachslast von den mechanischen Bauteilen der Achse
vorgegeben wird. Diese ist fast immer niedriger als die Tragfähigkeit der
Reifen. Bei der Hinterachse ist im Allgemeinen die Tragfähigkeit der Achse
gleich die der Reifen. Wem dies zu ungenau ist muss sich doch mit dem Loadindex
(auf dem Reifen angebrachte Angabe über die maximale Tragfähigkeit)
beschäftigen.
Beispiel: Ihr Womo hat laut Betriebsanleitung eine maximale Hinterachslast von
2000kg. Bei der Wiegung haben sie 1980kg Hinterachslast ermittelt. Das heißt
sie haben zwar nicht überladen aber sie haben auch praktisch keine Reserve
mehr!
Warum ist das bedenklich?
Das Wohnmobil hat ganz besondere Einsatzbedingungen! Der Nutzlastanteil bei
einem Wohnmobil ist bezogen auf das Gesamtgewicht gering. Die größte Last die
das Womo schleppen muss, ist sich selbst. Das heißt auch ein leeres Womo stellt
bereits eine hohe Belastung für die Reifen dar. Womos stehen übers Jahr die
meiste Zeit herum. Laufleistungen über 15ooo km sind eher selten. Das heißt,
die Bereifung auf einer nicht angetriebenen Achse kann sehr alt werden.
Wohnmobile werden überwiegend im Sommer eingesetzt. Fahrten mit hohen
Geschwindigkeiten (man will ja schnell in den Urlaub) bei hohen
Außentemperaturen auf glühend heißem Asphalt kommen häufig vor. Die Straßen in
südlichen Urlaubsländern sind, besonders wenn man zu entlegenen Stränden will,
im schlechten Zustand. Steine und Fremdkörper stellen eine zusätzliche Schädigungsmöglichkeit
für die Bereifung dar.
Was kann man tun?
Neben der obligatorischen Luftdruckprüfung vor jeder größeren Fahrt kann man
noch einige andere Dinge tun. Zum Beispiel sollten Sie prüfen ob wirklich alles
mit in den Urlaub muss! Wenn ich nach Italien fahre kann ich den
Frankreichatlas zu Hause lassen. Stahlgasflaschen kann man gegen Alugasflaschen
tauschen. Ich habe zum Beispiel für das schwere Bordwerkzeug einen Platz im
Fach neben dem Wassertank in der Sitzbank gefunden und somit das Gewicht weiter
nach vorn verlagert. Und so kann man es bei allen schweren Gegenständen den
Unterbringungsort kritisch prüfen. Und das Tafelsilber gehört wirklich nicht
ins Womo.
Wie oben gesagt können Reifen auf einer nicht angetriebenen Achse sehr alt
werden und hohe Laufleistungen erreichen. Man sagt nach 6 Jahren sollte
man wechseln. Ich würde nicht so lange warten.
Ganz gefährlich wird es bei nicht fachgerechten Umbauten. Häufig werden
Achslasterhöhungen durch den Einbau von anderen Federn oder Federsystemen durchgeführt
damit man hinten noch eine Motorradbühne anbauen kann. Schließlich soll das
Womo bei aufgepacktem Bike nicht allzu sehr hinten herunter hängen. Auf den
Reifen wird da manchmal keine Rücksicht genommen. Rein rechnerisch mag alles in
Ordnung sein aber die besonderen Bedingungen (Siehe oben) bleiben
unberücksichtigt.
Im letzten Sardinien Urlaub 2006 habe ich ein Womo gesehen dass einen
vergleichbaren Überhang hatte wie unser Dethleffs nur dass hier hinten eine
Motorradbühne angebaut war und ein gestandenes Geländemotorrad (geschätztes
Gewicht 120-140kg) mitgeführt wurde. Da die gleiche Bereifung montiert war
(215/75R15C, max. Hinterachslast 2060kg) konnte ich, da ich die
Gewichtsverhältnisse von unserem Womo kenne, sofort sagen dass der Reifen überladen
war. Dieser Womofahrer spielte Russisch Roulett.
Ein weiteres Thema sind gebrauchte Womos. Man weiß nicht wie die Reifen
behandelt worden sind. Reifen haben ein langes Gedächtnis. Das heftige
Überfahren einer scharfen Bordsteinkante muss nicht sofort zum Schaden führen.
Der kann erst später kommen. Ich habe bei meinen gebrauchten Hymers (Siehe
Unsere Womos) die bei diesem Fahrzeugtyp ohnehin überlasteten Hinterreifen
(185/75R14C) sofort nach dem Kauf gegen neue Exemplare ausgetauscht und die
"alten" Reifen auf der Vorderachse abgerubbelt. Dabei habe ich nur
deutsche Qualitätsprodukte verwendet. Der Nachbesitzer meines ersten Hymer hat
irgendwann auf der Hinterachse fernöstliche Fabrikate verwendet die beide beim
ersten Urlaub geplatzt sind.
Man mag mich hier gern als übervorsichtig bezeichnen aber es kann nicht schaden
wenn man sich auch mal ein wenig Gedanken um die "Beine" seines Womos
macht.
Nachsatz:
Es werden mittlerweile vermehrt Polizeikontrollen durchgeführt bei denen die
Fahrzeug gewogen werden. Dies gilt besonders für die Alpenländer, in denen ein
Überschreiten der 3,5t Grenze (Mautpflicht in Östreich, Schwerverkehrsabgabe in
der Schweiz) zu drastischen Strafen führen.
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